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ICOS ERIC Gründung als starkes EU Signal an die COP21

Die Europäische Kommission hat heute offiziell das „Integrated Carbon Observation System“ (ICOS ERIC), eine neue europäische Umweltforschungs-Infrastruktur, ins Leben gerufen.

Die Forschungsinfrastruktur hat das Ziel, Langzeitbeobachtungen des Kohlenstoff- und Treibhausgaskreislaufs in Europa durchzuführen und allen interessierten Nutzern verfügbar zu machen. ICOS ERIC hat acht Gründungsmitglieder: Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden und Finnland, das auch den offiziellen Sitz des ICOS ERIC beherbergt. Die Schweiz hat derzeit Beobachterstatus.

Die Entscheidung der Europäischen Kommission zur Etablierung des ICOS ERIC ist am 20. November 2015 in Kraft getreten. ICOS ERIC ist die zwölfte Europäische Forschungsinfrastruktur, die seit der Festlegung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Forschungsinfrastrukturen im August 2009 eingerichtet worden ist, und hat einen fast zehnjährigen Vorbereitungs- und Aufbauprozess durchlaufen.

Zur Bedeutung der ICOS ERIC Gründung sagte der Generaldirektor für Forschung, Wissenschaft und Innovation der Europäischen Kommission, Robert-Jan Smits: „Durch die Einrichtung europaweiter Langzeitmessungen der Kohlenstoff- und Treibhausgasumsätze wird ICOS eine entscheidende Wissensgrundlage zur Unterstützung der europäischen und globalen Anstrengungen zur Erreichung der Klimaschutzziele liefern. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass ICOS nun den ERIC Status erreicht hat. Das perfekte Timing unmittelbar vor der Weltklimakonferenz in Paris sendet eine weitere klare Botschaft zum Bekenntnis der EU zum Klimaschutz aus.“

Am 24. November findet in Brüssel die offizielle Gründungszeremonie statt, zu der neben Robert-Jan Smits auch die Finnische Ministerin für Bildung und Kultur, Sanni Grahn-Laasonen, sowie der Generaldirektor von ICOS, Werner Kutsch, erwartet werden.

Hintergrund

ICOS ist eine weitverzweigte Forschungsinfrastruktur, die aufeinander abgestimmte, europaweite Messungen des Kohlenstoffkreislaufs, der Treibhausgasemissionen sowie der atmosphärischen Konzentrationen der wichtigsten Treibhausgase liefert. ICOS integriert Beobachtungsnetze für die Atmosphäre, die Landökosysteme  und die Meere und schafft so die Grundlage für eine vollständige europäische Kohlenstoffbilanz und deren Langzeitentwicklung. Standardisierte Messungen werden über ganz Europa verteilt durchgeführt – an hohen Türmen und Ökosystem-Messstationen von der Arktis bis zum Mittelmeer sowie an Messplattformen im Ozean und auf Forschungs- und Handelsschiffen im Nordatlantik und in der Ostsee.

Jedes dieser Netzwerke wird von einem sogenannten Thematischen Zentrum (TC) koordiniert, das für die Datenauswertung und –integration sowie für die zentrale Qualitätskontrolle und Datenweitergabe verantwortlich ist. Das ATC (Atmosphäre) ist in Frankreich und Finnland angesiedelt, das ETC (Ökosysteme) in Italien, Belgien und Frankreich und das OTC (Ozeane) in Norwegen.

Zentrale analytische Labore (CAL) werden von Deutschland beherbergt und finanziert. Sie liefern präzise Referenzgase zur Kalibrierung an die Messnetze und führen hochempfindliche Messungen von Luftproben durch.

Das ICOS Hauptquartier ist in Finnland angesiedelt und das sogenannte Kohlenstoffportal als zentrales Datenportal in Schweden. Das Kohlenstoffportal wird alle ICOS Daten frei verfügbar machen und integrierte Datenprodukte erzeugen.

Auf der bevorstehenden Weltklimakonferenz in Paris wird die Frage nach einer unabhängigen Verifizierung der nationalen Treibhausgasbilanzen eine große Rolle spielen. Hierzu wird das ICOS Messnetz in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen ganz wichtigen Beitrag leisten.

Die Rolle Deutschlands

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat für 5 Jahre Mittel in Höhe von 16 Millionen Euro bereitgestellt, mit denen wesentliche Teile der deutschen Infrastruktur für das europäische Treibhausgasbeobachtungssystem ICOS in Form von hochpräzisen Dauer-Messstationen für atmosphärische Treibhausgase aufgebaut werden. Diese gliedern sich in 2 Ozean-Observatorien, 3 „Voluntary Observing Ship“ (VOS) Linien, 8 Atmosphären-Observationen und 15 Ökosystem-Messstationen. Dieses Netz wird von insgesamt 14 deutschen Forschungszentren und Hochschulen betrieben.

Zusätzlich übernimmt Deutschland gesamteuropäische Verantwortung: Das zentrale Kalibrier- und Analysenlabor für ganz Europa wird am MPI Jena errichtet, während am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg das zentrale Radiokohlenstofflabor aufgebaut wird. Mit Hilfe der Präzisionsmessungen und kontinuierlichen Auswertungen von ICOS kann gezeigt werden, wie viel des atmosphärischen Kohlendioxids aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas stammt und wie viel aus natürlichen Quellen.

Der nun anlaufende operationelle Betrieb von ICOS wird auf deutscher Seite vor allem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) getragen. Das BMVI unterstützt dabei über den Deutschen Wetterdienst das atmosphärische Messnetz sowie den Betrieb der zentralen ICOS-Labore zunächst für 20 Jahre mit ca. 3,4 Millionen Euro pro Jahr.

Als nationale Koordinierungsstelle des ICOS-Netzwerks übernimmt mit dem Thünen-Institut auch eine Einrichtung aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine zentrale Funktion im deutschen ICOS Konsortium.

Was sind Forschungs-Infrastrukturen?

Forschungsinfrastrukturen bestehen aus Einrichtungen, Ressourcen und Serviceleistungen, die von der Wissenschaft dazu genutzt werden, Spitzenforschung in einer Vielzahl von Fachbereichen durchzuführen, die von Nanotechnologie über Genomics bis hin zu Astronomie und Umwelt reichen. Ihre Entwicklung wird seit 2004 durch das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) koordiniert. ESFRI ist ein strategisches Instrument zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Integration in Europa und zur Stärkung der internationalen Sichtbarkeit.

Was bedeutet ERIC?

ERIC steht für European Research Infrastructure Consortium. Dies ist ein europarechtliches Instrument, das 2009 durch die Kommission beschlossen wurde und das der Förderung und dem Betrieb von europäischen Forschungsinfrastrukturen auf einer nicht-wirtschaftlichen Grundlage dient. ERIC verleiht Forschungsinfrastrukturen in allen Mitgliedsstaaten eine juristische Identität. ICOS ERIC ist das 12. ERIC, das seit 2009 gegründet wurde.

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